Gefallene Engel

April 30, 2012

~Der prächtige Apfelbaum aus Nachbars Garten~

Vor meinem Arbeitszimmer steht ein prächtiger Apfelbaum und der begann trotz des harten Winters schon recht früh zu blühen. Der Blütenanfang ist europaweit natürlich unterschiedlich. In Deutschland beginnt die Zeit der Wunder meist in Südbaden. Dann setzt sie sich im Rheintal gegen Norden fort. Aber auch der Niederrhein ist bald dran und dann beginnt es auch in der Schweiz. Die Blütenknospen öffnen sich nach Höhenmeterlage des Standorts. Das ist logisch. Tief stehende Apfelbäume erlauben ihren Blüten, sich früher zu öffnen. Dann trifft man knospende Bäume Tag um Tag je 20 Meter höher an. Zirka. Entscheidend ist natürlich die Temperatur- und sonstige Wetterlage. Aber das wissen Sie bestimmt.

~Gefallene Engel gesprenkelt auf der Wiese~

Nun hat es im April kräftig geregnet und die weißen Blütenblätter – es gibt auch rosafarbene und selbst rote – liegen auf dem Gartenboden wie gefallene Engel. Da hat sich ein klitzekleiner Teil der Schöpfung zu höchsten Höhen aufgemacht und nun liegt alles im Staub, respektive auf der nassen Wiese. Das ist aber kein Grund zur Panik oder zum Trübsinn. Die wunderbaren Äpfel aus der Blütenachse – es sind komischerweise nicht die Fruchtknoten, aus denen Äpfel entstehen – werden auch im nächsten Herbst in Hülle und Fülle verlässlich da sein. Mein Nachbar hatte im letzten Jahr so viele davon, dass er sie auf einem Mäuerchen am Straßenrand jedem obskuren Passanten wie mir darbot. Als Pausenapfel, für den Fruchtsalat mit Kirsch oder selbst für die Apfelmarmelade. Regen, gerade im April, ist der Natur hochwillkommen und gefallene Engel haben auch etwas Gutes. Sie ergeben ein wunderbares Bild von gesprenkelter Farbe.

~Das Blütenblatt, schnöde und ohne Nutzen~

Als Kind hatte ich immer Äpfel aus Nachbars Garten gestohlen und danach ein Rumoren ob der unreifen Früchte in der Magengrube. Das kennen Sie vielleicht. Deshalb noch etwas zum Apfelklau von Mark Twain: „Adam war ein Mensch – das erklärt alles. Er wollte den Apfel nicht des Apfels wegen, sondern nur, weil er verboten war.“