Wenn sie nicht mit Gedanken spielen, spielen sie mit Karten.“ So oder ähnlich sagte es der deutsche Philosoph Arthur Schoppenhauer griesgrämig über seine Landsleute, die Deutschen. In der Schweiz ist es anders. „Jassen“, also Kartenspielen, ist selbst bei Intellektuellen äußerst beliebt. Zumal wenn das erwirtschaftete Geld für einen guten Zweck gedacht ist.

~Der schwarze König: Das Veranstaltungsplakat.~

Hier ein kurzer Bericht über das 31. Roji Negro Solidaritätsjassen: Seit vielen Jahren treffen sich jeweils Anfang Februar Hunderte von Kulturschaffenden, Menschen mit sozialem Gewissen und Freunde, die allesamt auch Jassliebhaber sind, zum Kartenspiel für einen guten Zweck. Das beliebte Event findet in einem Raum des Veranstaltungsort „Kulturmarkt Zürich“ statt und wird organisiert vom Guatemalakomitee, Zentralamerikasekretariat. Veranstalter sind  Barbara Müller, Claudia Furrer, Edith Bitschnau, Eva Horvath, Steff Rohner und Beat Schmid.

~Ein Raum im Kulturmarkt Zürich: Emsige Ruhe.~

Die Teilnehmer spielen den „Schieber“, eine beliebte Jassart mit vier Personen an einem Tisch. Den Partner kann man sich nicht aussuchen, er wird zugelost. In dieser Formation werden 8 Spiele gespielt, dann wird neu gezogen. Insgesamt sind es 10 Runden à 8 Spiele. Der persönliche Erfolg hängt vom Partner ab. Man spielt immer zwei gegen zwei. Der Gesamteinsatz kostet jeweils 100 Franken pro Person.

~Zwischenverpflegung: Kraft für die Teilnehmer.~

Von dem erwirtschafteten Geld wird die teilweise sehr arme Landbevölkerung in Guatemala unterstützt. Es fließt in Gemeinden und Kooperativen. Die Bäuerinnen und Bauern leben von selbst angebauten Landwirtschaftsprodukten wie Mais, Bohnen, Tomaten und Kohl. Je nach Beschaffenheit der jeweiligen Erde. Überschüsse werden möglichst auf dem Markt verkauft.

~Preise: Der begehrte Früchtekorb.~

Das Leben ist hart. Es gibt keine gut ausgebauten Straßen, keinen minimalen Luxus und vor allem kein funktionierendes Gesundheitssystem. Als Covid 19 Das Land erfasste gab es kaum Information über diese neuartige Epidemie. Diese kursierten nur über die wenigen Mobiltelefone und über mündlich übertragene Gerüchte. Roji Negro sorgte für Prävention und Information, für die Produktion von Seife und die Herstellung von Masken, stellte Nahrungsmittelpakete (Salz, Öl, Mehl, Zucker etc.) und fiebersenkende Medikamente zur Verfügung und sorgte für Transportmöglichkeiten in Notfällen. Und wichtig wie immer stellte sie Saatgut zur Verfügung.

~Wichtig: Ein Auszug aus den Jassregeln.~

Wenn man nun sieht, welche negative Wellen die Nachricht von einem von der Deutschen Regierung finanzierten Radweg in Peru vor allem durch unsägliche Oppositionspolitiker wie dem notorisch vergesslichen Hubert Aiwanger durch falsche Zahlen produziert, muss man für jede Privatinitiative dankbar sein. Sie erzeugt kein Neid. Das Solidaritätsjassen ist aber auch deswegen beliebt, weil es wie ein Familientreff ist. Man sieht sich jedes Jahr und es gibt eine bescheidene Verpflegung durch Sponsoren. Außerdem warten für jeden Teilnehmer Preise. Abgestuft durch seinen Erfolg oder Rang. Ebenfalls gesponsert. Äußerst beliebt sind die prächtigen Früchtekörbe. Aber auch ein ordentliches Stück Speck am Stück ist begehrenswert. Trost gibt dann auch ein Blumengutschein. Wie kann man die Zeit am Samstagnachmittag zwischen 13 und 20 Uhr sinnvoller verbringen als mit Jassen für einen guten Zweck?